Coronavirus
Endlich wieder Wettkämpfe: «Wir sind giggerigg»
Bild: Fabio Baranzini
Seit dem 6. Juni dürfen im Sport wieder Wettkämpfe durchgeführt werden – unter gewissen Vorgaben. Doch was heisst das konkret? Wir haben bei verschiedenen Aargauer Sportveranstaltern nachgefragt.
Der Faustball fliegt über die Leine. Eine gute Annahme, ein sauberes Zuspiel und ein platzierter Rückschlag lassen dem aufschlagenden Team keine Chance. Kopfschütteln bei den Gegnern, Jubel bei den NLA-Herren des STV Oberentfelden. «Angesichts des Saisonstarts am 27. Juni wünschte sich die erste Mannschaft im Vorfeld einen Testlauf», erzählt Sportchef Christian Suter. Und so organisiert der Verein vier Tage vor Meisterschaftsbeginn ein inoffizielles Testturnier mit insgesamt acht teilnehmenden Teams. Das Schutzkonzept dafür erarbeitete der Verein mithilfe der Vorgaben von Swiss Faustball und dem Schweizer Turnverband. «Um das Ganze klein zu halten, sahen wir von einer Vermarktung ab. Für die Teams stellen wir keine Garderoben zur Verfügung. Zudem wird auf das Abklatschen innerhalb der Mannschaften bei gewonnenen Punkten sowie mit dem Gegner nach dem Spiel verzichtet», zählt Christian Suter einige Massnahmen auf.
«Rund 61 abgesagte Wettkämpfe waren genug. Wir haben uns rund zwei Wochen Zeit gegeben, die Saison aufzugleisen.»
Von unproblematisch bis schwierig
Kein Handshaking mit dem Gegner beim Seitenwechsel oder nach dem Match gab es auch beim ersten Beachvolleyballturnier der höchsten regionalen Turnierkategorie am 13. und 14. Juni im Freibad von Baden. «Zu Beginn war es etwas gewöhnungsbedürftig. Doch der Stimmung tat dies keinen Abbruch. Es war wie immer locker», blickt Tobias Heimgartner, Geschäftsstellenleiter Beachvolleyball beim Volleyverband Aargau, zurück. Nach dem bundesrätlichen Entscheid, ab dem 6. Juni wieder Trainings und Wettkämpfe in weitgehend normalem Rahmen durchführen zu können, sollte es bei der Sommersportart schnell gehen. Tobias Heimgartner: «Rund 61 abgesagte Wettkämpfe waren genug. Wir haben uns rund zwei Wochen Zeit gegeben, die Saison aufzugleisen.»
Das Schutzkonzept wurde von Swiss Volley zur Verfügung gestellt, umsetzen müssen es die Organisatoren vor Ort mithilfe eines Covid-19-Verantwortlichen. «Auf dem Feld gibt es innerhalb der Teams keine Vorgaben. Beim Seitenwechsel oder neben dem Feld wird jedoch auf den geforderten Abstand geachtet.» Zudem gilt es, die Teilnehmer- und Besucherzahl im Blick zu haben und im Falle einer neu infizierten Person die Rückverfolgbarkeit sicherzustellen. «Das haben die Organisatoren bestens gemeistert», so Tobias Heimgartner.
Herausforderung noch nicht gelöst
Komplizierter zeigt es sich für die Organisatoren der Brugger Abendrennen. «Bis zum 19. Juni galt die Obergrenze von 300 Personen pro Veranstaltung. Die Erhöhung der Limite auf nun 1000 Personen pro Veranstaltung hilft uns allerdings nicht viel weiter», so Präsident Stefan Rauber. Denn: Sofern der geforderte 1,5-Meter-Abstand nicht eingehalten werden kann, dürfen sich die 1000 Personen nicht frei auf dem Gelände bewegen, sondern müssen in Gruppen à 300 Personen unterteilt und voneinander separiert werden. «Dies umzusetzen und zu koordinieren ist eine grosse Herausforderung, die wir für uns noch nicht gelöst haben.» Aus diesem Grund hat sich das OK dazu entschieden, das erste Abendrennen der Saison 2020 am Mittwoch, 1. Juli, ohne Besucher und ohne Festwirtschaft durchzuführen.
Was wird zudem anders sein? «Für die Rennfahrer erfolgt die Anmeldung erstmals im Vorfeld. Hier vor Ort gilt es dann nur noch die Startnummer abzuholen. So möchten wir einen Stau beim Rennbüro verhindern.» Bei der Startaufstellung werden die Rennfahrer ebenfalls dazu angehalten, den 1,5-Meter-Abstand einzuhalten.
Die Vorfreude ist gross trotz verkürzter Saison
«Es wird eine schwierige Saison. Auf das erste Abendrennen blicke ich mit gemischten Gefühlen: Haben wir an alles gedacht und können wir die Vorgaben so einhalten, sind Fragen, die mich beschäftigen», erzählt Stefan Rauber. Auch finanziell hinterlässt die Corona-Krise ihre Spuren: «Wir rechnen mit einem Minusgeschäft.» Da kein Rennprogramm aufgezogen werden konnte, fehlen Sponsoren, ebenso das Geld in der Kasse aus dem Restaurationsbetrieb. Ob und wann die Festwirtschaft eröffnet werde, sei noch ungewiss. «Dennoch ist die Vorfreude gross, dass es endlich wieder losgeht», sagt Stefan Rauber und fügt an: «Auch bei den Sportlern, wie die zahlreichen Anmeldungen zeigen. Und wer weiss: Aufgrund der vielen Absagen von Eintagesrennen dürfen wir vielleicht einmal einen Schweizer Radsportprofi in Brugg willkommen heissen.»
«Giggerigg» sind auch die Faustballer vom STV Oberentfelden. Während des Lockdown hielten sich die Spieler individuell fit und seit Anfang Mai wird wieder in Fünfergruppen Technik und Taktik trainiert. «Nun wird es Zeit, dass der Ernstkampf beginnt», blickt Christian Suter freudig auf die verkürzte Meisterschaft. Und beim Beachvolleyball ist man ebenso froh, fliegt der Ball wieder. Zwar wird es in diesem Jahr kein Abschlussturnier geben beziehungsweise werden keine Aargauer Meister gekürt, doch können wie gehabt wichtige Rankingpunkte für die Setzliste gesammelt werden. Mit grossem Eifer, wie Tobias Heimgartner erzählt: «Die Tableaus für die kommenden Turniere sind bereits übervoll.»
Hinweis
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