Sport und Ausbildung
«Leistungssportler auszubilden, ist eine Bereicherung für jeden Betrieb»

Bild: Zur Verfügung gestellt
Im dritten Teil unserer Serie zur Vereinbarkeit von Leistungssport und Berufslehre kommen die Unternehmen zu Wort. Wir haben mit Lukas Bättig, Geschäftsführer der Elektro Bütler AG, und Armin Balmer von der Firma Jowa AG gesprochen.
Die Firma Elektro Bütler AG mit Sitz in Muri bildet seit vielen Jahren Lernende aus, die ihre Ausbildung mit Leistungssport kombinieren wollen. Die «Premiere» im Betrieb war gleich eine ganz besondere: Der erste Sport-Lernende war nämlich Ringer Reto Bucher, der später an den Olympischen Spielen teilnehmen konnte und sogar Rang vier belegte. Und auch sein Nachfolger war eine grosse Nummer im Ringsport: Pascal Strebel, ebenfalls ein Olympionike.
«Eine Berufsausbildung mit Leistungssport zu kombinieren, ist – nach meiner Erfahrung – in sehr vielen Unternehmen möglich.»
«Dass wir gleich zwei Olympia-Teilnehmer ausbilden durften, ist natürlich schon sehr speziell», blickt Geschäftsführer Lukas Bättig zurück und fügt hinzu: «Damals war die Kombination aus Leistungssport und Lehrausbildung noch nicht so professionell organisiert, wie das heute der Fall ist.» Mit heute meint Lukas Bättig das Lehrverhältnis von Kimi Käppeli und Colin Brunner (siehe Bild unten). Auch die beiden sind Ringer bei der Ringerstaffel Freiamt und absolvieren derzeit das dritte Lehrjahr in ihrer Ausbildung zum Elektroinstallateur EFZ. Jeweils montags und freitags haben die beiden am Vormittag frei, um zu trainieren. Zudem profitieren sie von vier Wochen zusätzlichem Urlaub für Trainingslager und Wettkämpfe im Ausland.

Bild: Elektro Bütler AG
Koordination der Einsätze ist eine Herausforderung
«Das ist natürlich eine Sonderbehandlung der beiden gegenüber den anderen Lernenden in unserem Betrieb, dessen muss man sich als Arbeitgeber bewusst sein», sagt Bättig, der insgesamt 25 Lernende ausbildet. «Entsprechend wichtig ist es, dass die beiden Vollgas geben, wenn sie bei uns im Betrieb arbeiten. Zudem sind die Privilegien in der Zusatzvereinbarung des Lehrvertrags an sportliche und schulische Bedingungen geknüpft, die wir alle sechs Monate überprüfen. Das ist für uns sehr wichtig.»
Die Ausbildung von Lernenden, die Leistungssport betreiben, ist für die Verantwortlichen mit zusätzlichem Aufwand verbunden. Lukas Bättig beschreibt diesen wie folgt: «Die Organisation der Arbeitseinsätze stellt uns ab und zu vor Herausforderungen. Es ist nicht ganz einfach, die beiden Lernenden jeweils am Nachmittag auf eine Baustelle zu bringen und sie mit einer Arbeit für einen halben Tag zu beschäftigen. Zudem sind die zusätzlichen Ferien natürlich auch ein finanzieller Aufwand für das Unternehmen und wir müssen dafür sorgen, dass ihre Ausbildung trotz den Abwesenheiten nicht zu kurz kommt.»

Bild: Elektro Bütler AG
Zuverlässig und engagiert
Trotz den Mehraufwänden ist für Lukas Bättig klar: «Wenn wir junge Sportlerinnen und Sportler haben, die bereit sind, die Doppelbelastung von Leistungssport und Ausbildung auf sich zu nehmen, dann sind wir gerne bereit, dies zu ermöglichen. Eine Berufsausbildung mit Leistungssport zu kombinieren, ist – nach meiner Erfahrung – in sehr vielen Unternehmen möglich. Ich bin überzeugt, dass es für jeden Betrieb eine Bereicherung ist, Leistungssportlerinnen und Leistungssportler auszubilden.»
Serie «Lehre und Leistungssport kombiniert»
Zusätzlich zum Sportgymnasium und dem Sport-KV gibt es im Kanton Aargau auch die Möglichkeit, eine Sportlehre in industriell-gewerblichen Berufen zu absolvieren. In einer dreiteiligen Serie widmen wir uns detailliert dieser Möglichkeit und beleuchten sie aus verschiedenen Perspektiven.
Teil 1: Lehre und Leistungssport kombinieren? So funktionierts
Teil 2: «Das Wasser steht teilweise bis zum Hals und der Druck ist enorm»
Teil 3: «Leistungssportler auszubilden, ist eine Bereicherung für jeden Betrieb»
Das sieht auch Armin Balmer von der Firma Jowa AG so. Die Grossbäckerei in Gränichen bildet seit sieben Jahren Lernende aus, die Leistungssport betreiben. «Die Sportlerinnen und Sportler, die bei uns die Lehre absolvieren, sind immer gute Typen. Sie sind zuverlässig und engagiert, denn sie wissen, dass sie eine besondere Chance bekommen», so Balmer und fügt hinzu. «Die Entwicklung, welche die Sportlerinnen und Sportler während ihrer Lehre machen, ist meist grösser als diejenige der normalen Lernenden. Ich bin überzeugt, dass der Sport da unterstützend wirkt.»
Aktuell zwei Fussballerinnen
In der Jowa AG können die Nachwuchstalente vier verschiedene Ausbildungen mit Leistungssport kombinieren: Bäcker-Konditor/in, Logistiker/in und Polymechaniker/in. In den letzten sieben Jahren haben sieben Sportlerinnen und Sportler eine Lehre bei der Jowa AG absolviert. Und die kamen aus den verschiedensten Sportarten. Dazu zählen unter anderem Mountainbike, Handball, Volleyball und Fussball. Aktuell sind es mit Altina Raqipi und Vanessa Jetishi zwei Spielerinnen der FC Aarau Frauen. Beide sind angehende Logistikerinnen.

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Kommunikation ist entscheidend
Die beiden erhalten in der Firma Jowa AG zwei Mal wöchentlich die Möglichkeit, zusätzliche Morgentrainings zu absolvieren. Zudem werden Ausbildungstage für Trainingslager zur Verfügung gestellt. «Es ist ganz klar: Sportlerinnen und Sportlern eine Lehre anzubieten, ist ein Mehraufwand. In unserem Fall ist es beispielsweise nicht immer ganz einfach, die Lücken zu füllen, wenn die beiden für ein Training früher von der Arbeit weg müssen. Dennoch wollen wir den Nachwuchstalenten gerne die Chance bieten, sich neben dem Sport ein zweites Standbein aufzubauen», so Balmer.
«Es muss ein regelmässiger Austausch zwischen dem Verein, den Sportlern und dem Lehrbetrieb stattfinden.»
Der entscheidende Schlüssel zum Erfolg ist für Armin Balmer klar: «Es muss ein regelmässiger Austausch zwischen dem Verein, den Sportlern und dem Lehrbetrieb stattfinden. Wir müssen wissen, was sportlich läuft und es ist sicher auch für den Verein ein Vorteil, wenn er weiss, was bei seinen Athletinnen und Athleten in der Ausbildung läuft. Das ist entscheidend.»

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