Newcomer des Jahres
Jan Christen, der Disziplinen-Überflieger
Bild: UEC
Jan Christen durfte vor einer Woche den NewComer Award des Kantons Aargau entgegennehmen. Anlass dafür gab das Radtalent der Sektion Sport, die den Preis vergeben hat, mehr als genug. Wir stellen das 19-jährige Ausnahmetalent genauer vor.
Angeführt wird Jan Christens Palmarès 2022 vom U19-WM-Titel im Radquer, EM-Titel auf der Strasse und dem Vizeweltmeister auf dem Mountainbike. Zudem ist er vierfacher Junioren-Schweizer-Meister auf der Bahn, im Radquer, Mountainbike und Zeitfahren. Das sind nur einige Highlights aus seiner Radsaison, die er mit dem NewComer Award der Sektion Sport fulminant abschliessen durfte. «Mega cool», so Jan Christens erste Reaktion. «Der Preis ist Bestätigung für meine grossartige Saison.»
«Pläuschlen gibt’s bei mir nicht!»
Das Wunderkind mit grossen Ambitionen
Pascal Magyar, Leiter Leistungssport bei der Sektion Sport des Kantons Aargau, übergab den Preis im Wert von 1000 Schweizer Franken und wunderte sich beim Siegerinterview: «Wo du antrittst – ob im Mountainbike, Radquer oder auf der Strasse – räumst du ab. Ist es so leicht, oder bist du so gut?» Jan Christen lächelte verschmitzt.
Antwort genug ist wohl sein Profivertrag beim UAE-Team um Tour-de-France-Sieger Tadej Pogacar, den er als Zweitjüngster in der Profigeschichte ab 2023 für fünf Jahre unterschreiben durfte. Ja, Jan Christen ist so gut: In Radsportkreisen wird er als «Wunderkind» bezeichnet, Zeitungen betiteln ihn als «eines der grössten Radsporttalente der Welt».
Bild: Fabio Baranzini
Wenn die Lehre dennoch vorgeht
Seine diesjährige Saison glänzt umso mehr angesichts seines wöchentlichen Programms, wo nicht etwa der Sport, sondern der Abschluss seiner KV-Lehre in anderthalb Jahren an erster Stelle steht. «Mein Trainingspensum ist gegenüber ausländischen Kollegen aus Italien und Frankreich minim.» Neben einem Schultag an der Berufsschule Aarau arbeitet er zudem im Asana Spital Leuggern. «Das Training, die Wettkämpfe und die Regenerationsphasen plane ich nebenher.»
Diese typisch schweizerische Karriereplanung erfordert viel Disziplin, einen grossen Willen und einen starken Fokus. «Sicherlich kommt in meinem Leben gerade die Freizeit zu kurz. Dafür sind meine Trainingseinheiten sehr bewusst und effizient gestaltet. Pläuschlen gibt’s bei mir nicht!», bestätigt Jan Christen.
Serie «Lehre und Leistungssport kombiniert»
Zusätzlich zum Sportgymnasium und dem Sport-KV gibt es im Kanton Aargau auch die Möglichkeit, eine Sportlehre in industriell-gewerblichen Berufen zu absolvieren. In einer dreiteiligen Serie widmen wir uns detailliert dieser Möglichkeit und beleuchten sie aus verschiedenen Perspektiven.
Teil 1: Lehre und Leistungssport kombinieren? So funktionierts
Teil 2: «Das Wasser steht teilweise bis zum Hals und der Druck ist enorm»
Teil 3: «Leistungssportler auszubilden, ist eine Bereicherung für jeden Betrieb» (folgt)
Eine Begeisterung, die noch mehr anstecken dürfte
Ausbildung und Profisport ist bei Jan Christen eine abwechslungsreiche Erfolgsformel, die vielleicht gerade deshalb funktioniert. Und damit ganz gut in seine bisherige Sportlaufbahn hineinpasst: «Früher war ich als Multisportler unterwegs, spielte Fussball, absolvierte Triathlon und war zugleich Leichtathlet.»
Der 18-Jährige ist ein sportbegeisterter Tausendsassa mit viel Frische, Enthusiasmus und Positivität, und damit ein wunderbares Aushängeschild für den Aargauer Sportnachwuchs, der sich an diesem besagten Abend traf. «Die Begeisterung dieser jungen vielfältigen Aargauer Sportwelt geniesse ich besonders», so Pascal Magyar. Und erhofft sich, dass diese «Welle» auch noch etwas mehr auf die Gesellschaft überschwappen möge. «Junge Nachwuchssportlerinnen – und sportler sind ungemein motiviert, initiativ und eigenständig. Wir arbeiten hart daran, dass die Vereinbarkeit von Schule, Lehre und Spitzensport möglichst reibungslos läuft, schaffen dafür zahlreiche Angebote und stehen den jungen Athletinnen und Athleten beratend zur Seite. Schön wäre zugleich eine noch grössere gesellschaftliche Offenheit, beispielsweise bei der Schaffung von Sportklassen oder Sportlehrstellen.»
Bild: Radsport Photonet
Ein Blick in die Zukunft
«Damit der Aargauer Nachwuchssport noch bessere Trainings- und Ausbildungsbedingungen hat, prüfen wir aktuell neue Standortmöglichkeiten», lässt Pascal Magyar zum Abschluss des Gesprächs einen Blick in die Zukunft werfen.
Viel Neues erwartet auch Jan Christen: «Nach einem kurzen Abstecher in die U23-Kategorie, wo ich den Baby Giro gewinnen möchte, visiere ich nach sechs Monaten den Sprung in die Elite an. Mein grosses Ziel 2023: als Teil des UAE-Teams die Lombardei- Rundfahrt mitzufahren.» Ach ja, ein gesundes Selbstvertrauen gehört ebenso zu Jan Christens Stärken.
Hinweis
Vor Jan Christen haben den Preis als Newcomer/in des Jahres der Sektion Sport des Kantons Aargau bereits folgende Athletinnen gewonnen: